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Accordeos Stiftungsratsausflug im 2022 - Fülle im Luzerner Hinterland

Fülle im Luzerner Hinterland
- Tropenhaus Wolhusen mit Informationen zu GemüseAckerdemie Schweiz
- Sursee – Orgelstunde mit SchülerInnen
- KKLB – Ausstellung «Kunst und Blumen»

Am Samstag, 22.10.2022, haben wir uns bei aufklarendem Wetter in Wohlhusen beim Spital getroffen.

Tropenhaus
Bernhard Daul, Gärtnermeister und Forscher, führte uns nach der Kaffeepause physisch durch das Tropenhaus, geistig aber zu Abenteuern in tropischen Ländern, zuerst zur Vanille. Ihre Heimat war Mexiko. Dort ist sie für die Bestäubung auf Kolibris angewie-sen. Hier muss sie von Hand bestäubt werden. Die Pflanze wurde nach Madagaskar und Sansibar sowie in die französische Kolonie La Réunion gebracht, wo sie den Zusatz «Bourbon» erhielt. Der von uns ge-liebte Geschmack kriegt sie durch die Fermentierung. Dann ging‘s zum Zimt, der ursprünglich aus Indien stammt. Das Menthol in der Wurzel erlaubt es der Pflanze, sich durch den Geruch vor Fressfeinden zu schützen.
Vor der Öffnung der Seewege kamen viele exotische Pflanzen auf verschiedenen Reiserouten nach Europa, auf dem Landweg von Osten über die Seidenstrasse und von Süden mit Karawanen durch arabische Wüsten ans Mittelmeer. Im 15. Jh. fuhr Vasco da Gama um Afrika herum bis an die Ostküste, die von den Arabern stark entwickelt worden war. Christophorus Kolumbus brachte vom amerikanischen Konti-nent exotische Pflanzen nach Europa zurück.
Beim Pfeffer (Kerala, Südostindien) zeigen die Farben unterschiedliche Reifestadien: von Grün (frisch geerntet) über Weiss (getrocknet und geschält) und Rot (bei voller Reife geerntet) bis Schwarz (fermentiert). Der Arzt von James Cook hatte den Teebaum, der wegen dem hohen Vitamin-C-Ge-halt für die Seefahrt von grosser Bedeutung war, von einem australischen Eingeborenen erhalten.
Für viele von uns war neu, dass die Bananen an einem einjährigen Trieb wachsen, der wieder abstirbt, wenn die Banane reif geworden ist. Bernhard Daul weist auf die heilende Wirkung von Grün und die positive Wirkung von Gerüchen auf demente Personen hin. Zum Ende des Rundgangs wurden wir ins Sitzungszimmer gebeten, wo uns der neue Direktor erklärte, dass ein Teil des Tropenhauses für das Publikum demnächst geschlossen wird und Wohnungspflanzen herstellen werden.
Gemüse-Ackerdemie
Simona Kobel von Acker Schweiz informiert über das Schulgartenprojekt in Ruswil, mit dem darauf reagiert wird, dass viele Kinder keinen direkten Bezug mehr zur Lebensmittelherstellung haben. In den Schulgär-ten ziehen die Kinder Gemüse. Neben den Prinzipien des Ackerbaus vom Sähen bis zum Ernten lernen sie, bei der Betreuung der Pflanzen Verantwortung zu übernehmen und zum Gemüse Sorge zu tragen, Foodwaste zu vermeiden und Nachhaltigkeit zu üben. Dabei wird ihnen der Unterschied zwischen gesunder und ungesunder Ernährung beigebracht.
Die Gemüse-Ackerdemie fördert die Wertschätzung von Nahrung und Lebensmittel in der Gesellschaft schon in den Schulen. Die Organisation wurde 2014 von Christoph Schmitz in Deutschland, 2017 von Gregor Martius, Gina Spescha und Simone Nägeli in der Schweiz gegründet. Acker Schweiz hilft den Lehrern bei der Anbauplanung, mit Samen und Pflanzen und organisiert deren Fortbil-dung. Für die Kosten kommen die Schulen auf, und es werden Spenden, wie die von Accordeos, gesammelt. Die gärtnernden Kinder werden AckerRacker, die Ansprech-personen bei AckerSchweiz AckerCoach genannt.
Iris Utz hat im Tropenhaus ein vorzügliches Mittagessen mit lokalen Produkten organisiert.
Danach fahren wir über schmale Strassen durch die schöne Luzerner Landschaft nach Sursee.
Orgelschule
In Sursee spielen die jungen Orgelschülerinnen auf der Kirchenorgel. Wir staunen über die Finger- und Fussfertigkeit von Daniela, Ame, Fiona, Carina und die kleine Sara, die einen Pedalaufsatz nutzt, um mit den Füssen spielen zu können. Sie alle haben unter der Leitung der beiden initiativen Musiklehrerinnen Daniela Achermann und Daniela Maranta in kurzer Zeit grosse Fertigkeit für das Orgelspiel erworben. Wir zeigen unsere Begeisterung mit starkem Applaus.
Die Orgelschule steht auf privater Basis und arbeitet mit der lokalen Musikschule zu-sammen. Dieter Utz, dem die Förderung der Orgelkultur am Herzen liegt, ist von der Leistung der Orgelschule in Sursee hell begeistert und bietet seine Unterstützung an.
Kunst und Kultur auf dem Lande in Beromünster (KKLB)
Nach Kaffee und Kuchen im Pfarrhaus geht die Reise wieder ‚querfeldein‘ zum KKLB im Landessender Beromünster, wo uns der Maler, Objektkünstler und Bildhauer Werner Alois Zihlmann alias Wetz als Noch-Leiter des KKLB durch die sehr vielfältige Ausstellung führt. Trotz oder dank grosser Aufmerksamkeit sind wir nicht immer sicher, ob das von Wetz Erzählte wirklich wahr oder vielleicht schon ein kleines Kunststück ist.
Im Kinosaalzeigt zeigt uns Wetz einige seiner witzigen Kurzfilme. In einem grossen Raum stehen ‘Porträtköpfe‘ des Künstlers Rolf Brem so im Regal, wie sie Harald Szeemann für eine Installation in Sevilla vorgesehen hatte.
Im KKLB sind viele Kunstwerke ausgestellt, die von Wetz mit teilweise fantastischen Geschichten ergänzt werden. Ob das mit rotem Harnstoff (anstelle von Urin) zu über-träufelnde und so stetig wachsende Kunstwerk «Opferstock» (2015) von Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger wirklich das Interesse von reichen Scheichs gefunden hat, bleibt für uns ungewiss. Gewiss schmeckt uns aber das von Wetz im Gastraum kredenzte Zvieri. Von hier aus geniessen wir die von den grossen Fenstern gerahmten Bilder der umgebenden lieblichen Landschaft.
Das Gesamtkunstwerk «Zihlenfeldlöchli» in der Scheune, zu dessen Präsentation Wetz am Schlagzeug spielt, ist ein von Licht und Dunkel, Bewegung und Ruhe geprägter Augenschmaus, den wir von der Galerie aus geniessen.
Der für die Schweiz für lange und in schwierigen Zeiten wichtige Landessender Beromünster steht heute unter Schutz. Seine aktuelle kulturelle Nutzung hat uns begeistert. Wetz verkauft das KKLB und wird die Leitung an Anda und Heinz Marti übergeben.
Mit einem Feuerwerk der untergehenden Sonne am Nachthimmel verlassen wir Wetz und den Landessender Beromünster dankbar und beschliessen den von Iris und Dieter Utz organisierten und finanzierten Accordeos-Aus-flug mit einem herzlichen Dankeschön.
Paolo Fuchs - Mitglied im Stiftungsrat

 

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